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Eutergesundheit durch richtiges Trockenstellen fördern

Wie die Haltung während der Trockenstehperiode die Eutergesundheit in der Folgelaktation beeinflusst, zeigen Studien aus England und Wales. Dort wurden jeweils rund 6000 Kühe ausgewertet, die entweder während der Trockenstehzeit Weidegang hatten oder im Stall waren. Hauptaussage: Kühe, die in dieser Zeit auf die Weide gehen, haben ein erhöhtes Risiko, in der Folgelaktation einen Zellgehalt von 200 000 Zellen/ml und mehr aufzuweisen.

Mit Zitzenversiegler trockenstellen

Dies spricht für eine Neuinfektion im Euter (siehe auch Tabelle „Risikofaktoren mindern”). Ein vielversprechender Ansatz kann der Einsatz des internen Zitzenversieglers sein. In neuseeländischen Studien wurde damit schon beim alleinigen Einsatz bei Färsen auf der Weide das Auftreten von klinischen Mastitiden um fast 80 Prozent vermindert (hauptsächlich durch Umweltkeime wie Strep. uberis bedingt).

Trockensteher, die auf der Weide stehen, sollten zwischendurch nicht wieder in den Stall zurückkehren.

Risikofaktoren für Kühe auf der Weide:

  • Lebensalter: Kühe in der ersten Laktation weisen einen dreimal selteneren Zellgehalt ab 200 000 Zellen/ml auf als Kühe ab der fünften Laktation.
  • Milchleistung zum Trockenstellen: Erzeugt die Kuh in den letzten 30 Tagen vor dem Trockenstellen mehr als 10 kg Milch täglich, steigt das Risiko einer Infektion um ein Drittel an.
  • Zellgehalt vor dem Trockenstellen über 200 000 Zellen/ml: Damit steigt das Risiko nach dem Abkalben an subklinischer Mastitiszu erkranken, um 40 Prozent an.
  • Beobachtung des Zellgehalts: Wird der Zellgehalt nach dem Abkalben nur elf Tage lang beobachtet, statt bis zu einem Monat, steigt das Mastitisrisiko um 30 bis 40 Prozent an.
  • Zugang zum Stall: Haben Trockensteher auf der Weide Zugang zu Liegeflächen im Stall, kann das Risiko für eine Neuinfektion um mehr als 60 Prozent steigen.
  • Dauerweide: Wechselt die Weidegangfläche im Turnus von vier Wochen, dann sinkt das Infektionsrisiko um 36 Prozent im Vergleich zur Dauernutzung der Weideflächen während der Trockenstehperiode.
  • Trockenstellen mit Desinfektionstuch: mindert das Infektionsrisiko um über ein Drittel.
trockensteher_auf_stroh

Risikofaktoren für Kühe im Stall:

Insgesamt sind auch diese Kühe den gleichen Risikofaktoren wie die Weidegangskühe ausgesetz. Speziell im Haltungsmanagement kommen Faktoren hinzu:

  • Stroheinstreu: Häckselstroh reduziert die Neuinfektionsrate um über 30 Prozent gegenüber ungehäckseltem Stroh! Wird nur ab und zu gehäckselt, verdoppelt sich das Mastitisrisiko sogar.
  • Lagern des Einstreumaterials: Wird das komplette Einstreumaterial unter Dach gelagert, vermindert sich das Mastitisrisiko um mehr als ein Fünftel.
Risikofaktoren mindern
Allgemeine FaktorenLaktationszahl der Kühe. Einstreumaterial unter Dach gelagert.
Vorherige LaktationZellzahlen ≤ 199 000 Zellen/ml von 0 bis 60 Tage vor dem Trockenstellen. Leistung an den letzten 0–30 Tage vor dem Trockenstellen < 10 kg.
TrockenstellenReinigung der Zitzen mit Desinfektionstuch vor der Trockenstellbehandlung.
Frühe TrockenstehzeitHäckselstroh in den Frühtrockensteherställen.
Späte TrockenstehzeitZur Verfügung stehender Stallraum im Übergangsbereich > 1,25 m2 je 1000 kg jährlicher Milcherzeugung.
Allgemeine TrockenstehzeitKein Zugang zum Stall während der Trockenstehzeit auf der Weide. Wechsel der Trockensteher-Weide im Vier-Wochen-Turnus.
KalbeperiodeFrisches Stroh im Abkalbebereich. Kühe spätestens vier Stunden nach dem Kalben gemolken.

Dieser Artikel erschien im Original unter: Dr. Peter Zieger. Anbindeställe mit großen Problemen. dlz agrarmagazin 07/2008