Vormelken und Eutergesundheitskontrolle
In der EU ist es gesetzlich vorgeschrieben, die Beschaffenheit der Milch vor dem Melken zu überprüfen, da sichtbar veränderte Milch nicht in den Verkehr gebracht werden darf. Demnach ist das Melkpersonal auch für die Feststellung von klinischen Mastitis-Fällen im Betrieb verantwortlich. Denn bereits bei einer leichten klinischen Mastitis ist die Milch sichtbar verändert und es sind im Vorgemelk Flocken in der Milch zu erkennen.
Wenn nicht vorgemolken und das Vorgemelk untersucht wird, können etwa 50% der Mastitisfällen nicht festgestellt werden.
Liegt ein Mastitisfall vor, sollte zunächst eine saubere (aseptische) Milchprobe zur Untersuchung entnommen, die Milch der erkrankten Kuh in eine Kanne gemolken und anschließend das erkrankte Tier von der Herde getrennt werden. Bei einer genaueren Untersuchung wird der Schweregrad der klinischen Mastitis (Mastitisgrad, MG) bestimmt.
Was ist Mastitis?
Mastitis ist eine Entzündung der Milchdrüse, die meist als Folge einer bakteriellen Infektion auftritt. Infolge der Entzündungen des Euters treten sichtbare Veränderungen in der Milch, am Euterviertel sowie eine Verschlechterung des Allgemeinbefindens der erkrankten Kuh in unterschiedlicher Stärke auf. Der Beurteilung der Entzündungs-Intensität (Mastitisgrad) kommt neben der Bestimmung der Mastitiserreger bei der Behandlung der Mastitis eine zentrale Bedeutung zu. Dazu hat sich in der Praxis eine schnell und einfach anzuwendende Beurteilungseinstufung bewährt (Tabelle 1).
Tabelle 1: Mastitisformen im Überblick
Mastitisgrad | Milch | Euter | Kuh | Zellzahl* |
---|---|---|---|---|
0 subklinische Mastitis | ohne Befund | ohne Befund | ohne Befund | Über 200.000/ml |
1 leichte klinische Mastitis | sichtbare Veränderung (Flocken im Vorgemelk) | ohne Befund | ohne Befund | |
2 mittelschwere klinische Mastitis | sichtbar veränderte Milch (Flocken, wässrige Erscheinung) | Veränderungen am Euterviertel (Schwellung, Verhärtung, Rötung) | ohne Befund | |
3 schwere klinische Mastitis | deutlich sichtbar veränderte Milch (Flocken, wässrig-, blutiges Sekret) | Veränderungen am Euterviertel (Schwellung, Verhärtung, Rötung, Hitze, Schmerz) | Störung im Allgemeinbefinden, Körpertemperatur über 39.5 °C oder unter 38 °C, verminderte Fresslust | |
*Zellzahlen werden bei der Bestimmung von klinischen Mastitisfällen nicht herangezogen. |
Bei einer leichten klinischen Mastitis (Note 1) ist die Milch sichtbar verändert und es treten Flocken in der Milch auf (Vorgemelk). Ist das Euterviertel zusätzlich geschwollen und gerötet, ist das Tier mittelgradig (Note 2) erkrankt. Ist auch noch das Allgemeinbefinden des Tieres gestört, spricht man von einer schweren klinischen Mastitis (Note 3). Häufig haben die betroffenen Tiere erhöhte Körpertemperatur, Fressunlust, Milchrückgang.
Fieber ist der einfachste und schnellste Faktor, um einer Erkrankung mit Mastitisgrad 3 zu ermitteln.
Zu erwartende Verteilung der klinischen Mastitisfälle nach Schweregrad in Milchviehbetrieben
Milchviehhalter sollten regelmäßig überprüfen, wie die Verteilung der Schweregrad-Noten in Ihrem Betrieb angeordnet ist. So können Abweichungen von den Erwartungswerten dazu herangezogen werden, ob die festgestellten Mastitisfälle im Milchviehbetrieb richtig erkannt und eingestuft werden.
Ruegg (2011) Managing Mastitis and Producing Quality Milk. Seiten:207-232 in Dairy Production Medicine, Wiley-Blackwell.
Oliveira and Ruegg (2014) Treatments of clinical mastitis occurring in cows on 51 large dairy herds in Wisconsin. J. Dairy Sci. 97:5426–5436.
Nutzung der Schweregrad-Bestimmung von Mastitiden
70 Prozent aller befragten Tierärzte sind der Meinung, dass die Mehrheit Ihrer Landwirte den Mastitis-Schweregrad einer Euterentzündung erkennen kann.
Gleichzeitig meint aber nur knapp die Hälfte aller Tierärzte, dass diese Einteilung auch bei der Auswahl der Arzneimittel in der Therapie herangezogen wird. Dieser Anteil ist im Osten höher als im Norden und Süden des Bundesgebietes.